Leserbrief und Unverständnis

Am 8. Mai versandte das Team von fundstuecke.info einen Leserbrief an die regionalen Medien und zahlreiche Initiativen und Organisationen. Wir dokumentieren diesen nachstehend. Die Redaktion Main-Echo war damit nicht zufrieden und verlangte einen vollständigen Namen, eine komplette Anschrift und Telefonnummer von uns, was wir in diesem Fall wegen der Gefährdung der zu benennenden Person nicht leisten konnten. Wir teilten dies dem Main-Echo mit (siehe zweiter Text unten), befürchten aber, dass das Main-Echo dies nicht versteht. Wir wissen, dass andere mit demonstrativer Offenheit auf die Rechten regieren und Namen sowie Gesicht zeigen. Wir mussten uns anders entscheiden. Und wir betonen, dass es jede Person, jede Gruppe selbst entscheiden muss, wie sie mit der Bedrohung von rechts umgeht.

Der NEWS Verlag Miltenberg lud uns ein, über das Portal mein-news.de den Beitrag hochzuladen. Dies wurde uns erspart, da dankenswerterweise das Büro für KunstStoffWechsel (es erhielt den Leserbrief von uns ebenfalls zugesandt) dies inzwischen übernommen hatte. Zudem erschien der Beitrag duch das Büro auch bei den reichweitenstarken Facebook-Gruppen Miltenberg/Obernburg & Umgebung sowie Miltenberg & Landkreis.

Der Brief an Redaktionen und Initiativen/Gruppen:

Sehr geehrte Redaktion,

das im letzten Jahr gestartete Projekt Fundstücke – virtuelles Archiv zur Sozialgeschichte der Region Aschaffenburg/Miltenberg (Fundstuecke.info) erklärt sich solidarisch mit dem Stern e.V., auf dessen Räume Anfang Mai ein Brandanschlag versucht wurde. Auch wir nutzen die Infrastruktur, die der Stern e.V. zur Verfügung stellt.

Es ist völlig klar, wem diese menschenverachtende Tat (über den Räumen des Stern wohnen Familien) zuzurechnen ist. Rechter Terror hat auch am bayerischen Untermain eine lange Tradition, zu der nun auch dieser feige Anschlag gehört. Wer, wie wir, die deutsche Geschichte insgesamt, speziell aber in unserer Region betrachtet und dokumentiert, kann diese Spur der Gewalt, die von rechts kommt, nicht übersehen. So ergab sich bei unserer Arbeit notwendigerweise als ein erster Schwerpunkt, die Taten der extremen Rechten sowie die Gegenaktionen der zivilgesellschaftlichen Kräfte zu dokumentieren.

Klar wird bei der Geschichtsbetrachtung auch, dass Gewalt im rechten Spektrum keine Ausnahme ist, sondern der Normalfall. Rechte Politik bedeutet Ausgrenzung, Verfolgung, Unterdrückung und Krieg. Der Angriff auf den Stern war ein Angriff auf alle alternativen, demokratischen, linken, feministischen, antifaschistischen Gruppen und Personen unserer Region. Die Täter, die den Stern angriffen, treten auch den Omas gegen Rechts, den Gewerkschaften, demokratischen Kulturschaffenden, Feministinnen und queeren Initiativen etc. mit Hass und Gewalt gegenüber. Angegriffen wurde der Stern, gemeint sind wir alle!

Mit freundlichen Grüßen

Projekt Fundstücke – virtuelles Archiv zur Sozialgeschichte der Region Aschaffenburg/Miltenberg (Fundstuecke.info)

Die nachgereichte Email an das Main-Echo vom gleichen Tag:

Sehr geehrte Redaktion Main-Echo,

nach interner Beratung müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir in diesem Fall weder Adresse noch Telefonnummer für eine Ansprechperson liefern können. Da ein Projekt wie unseres einer besonderen Gefährdung durch rechte Gruppen unterliegt und nicht auf den publizistischen, rechtlichen und sozialen Schutz eines großen Apparats, einer anerkannten Organisation oder Partei zurückgreifen kann, sind wir den Mitgliedern unseres Projektes gegenüber verpflichtet, in so einem Fall Anonymität zu gewähren.

Falls Sie dafür kein Verständnis haben, so haben Sie leider die Ernsthaftigkeit der aktuellen Situation nicht verstanden.

Mit freundlichen Grüßen

das Team von Fundstuecke.Info


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